Mein erster Tag als Stationsmechaniker im Agrarflug war im Jahr 1963. Mit dem Flugzeugführer Heinz M. und einer AN-2 begann mein erster Einsatz auf einer Koppel an der Ore bei Miesterhorst. Da es damals keine Agrarflugplätze gab, wurden alle möglichen Flächen, die zum Fliegen einigermaßen geeignet waren, genutzt.
Auf der weichen Koppel schwankte der Boden, wenn der Kran zum Beladen fuhr. Beim Rollen zur neunten Beladung mit Dünger, versank das rechte Hauptfahrwerk der AN-2 im morastigen Boden. So tief, dass die rechte untere Tragfläche fast auf dem Gras auflag.
Mit tatkräftiger Hilfe von anwesenden LPG-Mitgliedern und Brettern, Bohlen und mit voller Kraft der Luftschraube konnten wir die Maschine wieder auf die Grasfläche schieben. Danach sind wir ohne weitere Beladung auf einen GST-Flugplatz in Gardelegen geflogen. Ausrüstung, Tankwagen und Station haben wir zurückgelassen.
Damals war unser Flugsicherungsfahrzeug ein Traktor. Funk und Telefon hatten wir nicht. Die Verbindung zwischen Stationsmechaniker und Flugzeug war nur durch Handzeichen oder Leuchtkugeln möglich. Die Öffnung für die Leuchtpistole sieht man auf dem Foto, rechts am Interflug-Zeichen.
Die Dosiereinstellung wurde durch den zweiten Flugzeugführer (auf dem Foto am Fenster zu sehen) dem Mechaniker zugerufen. Zur Verstellung musste der Mechaniker vor den Streufächer unter das Flugzeug kriechen.
Nicht nur für mich, sondern für die gesamte Besatzung, war dieser erste gemeinsame Einsatz sehr lehrreich. In meinen folgenden 29 Jahren im Agrarflug erlebte ich es noch zwei Mal, dass eine Maschine mit Traktor und Kran aus weichen Boden gezogen werden musste.
Quelle: Bild und Text Helmut Witte